Donnerstag, 24. September 2015

Unser größter Wunsch...mehr Mobilität

Okay. Eigentlich müsste ich sagen MEIN größter Wunsch, weil meine kleine Prinzessin zwar mit anderthalb sehr sprachgewandt ist, aber natürlich noch nicht in der Lage ist, ihren größten Wunsch zu formulieren. Darum habe ich mir mal ihren Kopf zerbrochen ;-)

So habe ich aufgrund einer Einladung zu einer Bloggerparade mit dem Thema "Wir lassen Kinderträume wahr werden" sehr lange und sorgfältig überlegt, was meiner Kleinen wohl langfristig die größte Freude machen könnte. Da gäbe es sicher einiges an Spielzeug, Inneneinrichtung, Kinderzimmergestaltung und so weiter und so fort, aber was würde ihr wohl in ihrem Kinder-und Jugendalter am meisten Zufriedenheit verschaffen? Was könnte ihr wirklich eine sinnvolle Freude, Hilfe und Unterstützung bieten?

Unser aktuell hauptsächliches Fortbewegungsmittel
Dazu muss ich erstmal kurz etwas ausholen:
Ich habe in meiner Vergangenheit eher düstere Erfahrungen mit dem Thema Führerschein gemacht. Ungern erinnere ich mich an etliche Fahrstunden bei einem fast im Rentenalter angekommenen Fahrlehrer, der wohl nicht viel Lust hatte, sich mit Engagement mit mir zu beschäftigen. Er schrie nur rum, war gemein zu mir und sagte, dass ich es niemals schaffen würde, diesen Lappen zu bekommen, weil meine Einschätzung von Entfernungen sowie meine (als Linkshänder oft vorhandene...) Rechts-Links-Schwäche zu gravierend seien.
Da ich jung und noch recht naiv war, glaubte ich ihm aufs Wort. Nach jeder Fahrstunde war ich am Heulen und am Boden zerstört.
Diese Erfahrung war so gravierend, dass ich nie wieder in Angriff nahm, es erneut zu versuchen.


Kann ich wirklich nicht Auto fahren?


Zur Ergänzung lässt sich noch sagen, dass die Fahrschule später sehr schlechte Bewertungen bekam, weil sie wohl häufig versuchte, jungen und unerfahrenen Fahrschülern unnötig viele Fahrstunden aufzuschwatzen mit der Begründung, sie würden es nie lernen, wenn dann nur mit ganz viel Übung.
Mittlerweile haben die auch zugemacht.

An dieser Erfahrung hatte ich wirklich immer zu knapsen. Es konnte doch nicht sein, dass ich, die ich doch sonst wahrlich nicht auf den Kopf gefallen bin, diesen verdammten Führerschein nicht schaffen konnte. Unzählige Menschen sagten mir auch, dass die Probleme, die ich hatte, mit der Fahrerfahrung weggehen oder sich zumindest stark verbessern.

Trotzdem traute ich mich nie, das wieder anzugehen aus Angst, der Fahrlehrer könnte doch Recht gehabt haben und ich würde es erneut nicht schaffen!

Nun aber bin ich Mutter und habe Verantwortung. Seitdem spiele ich im Kopf immer wieder mit dem Gedanken, in wie vielen Beziehungen meine Tochter (und ich) es leichter hätten, wenn ich Auto fahren könnte:


  • Wir wohnen in einem Stadtteil mit dorfähnlichen Busverbindungen. Selbst um z.B. in die Innenstadt (knappe 8 km) zu gelangen, müssen wir mindestens 50 Minuten mit zweimal Umsteigen fahren. Wie soll das werden, wenn meine Kleine älter wird und ihre Freunde treffen möchte? Das wird sie doch frustrieren, wenn sie da erstmal stundenlang durch die Weltgeschichte eiern muss. Es frustriert ja mich als Erwachsene schon oft! Ich würde schon gerne die Möglichkeit haben, da später auch mal Taxi spielen zu können! 
  • Ich könnte sehr viel mehr Geld verdienen, wenn ich einen Führerschein hätte, da sich damit der ganze Bereich der ambulanten Pflege für mich auftun würde. Auch in vielen sonstigen Einrichtungen wird der Führerschein vorausgesetzt. Außerdem wären viele Entfernungen, die ich im Moment einfach nicht bewältigen kann und wegen denen ich etliche tolle Stellen ablehnen musste, einfach viel leichter machbar. 
  • Mehr Geld für mich = sorgenfreieres Leben für meine Prinzessin und die Möglichkeit, ihr viele viele Wünsche zu erfüllen!
  • Die Freizeitgestaltung wäre leichter. Im Moment muss ich ja tierisch viel Zeit nur für die Fahrten kalkulieren. Überhaupt geht ein großer Teil unserer Zeit für das ewige Fahren drauf. Wer will schon nur drin oder in der nächsten Umgebung seine Zeit verbingen? Wir definitiv nicht! Wir fahren viel mit dem Fahrrad, aber alles ist damit eben auch nicht machbar. Gerade da wir hier in einer Umgebung mit sehr vielen Höhenmetern leben.
  • Tägliche Erledigungen, vor allem aber das Einkaufen, würden wesentlich weniger Zeit in Anspruch nehmen.
  • Weniger Zeit für Alltagskram = mehr Zeit für meine Tochter!
  • Urlaube müssten nicht mehr danach geplant werden, ob das Ziel mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist. Selbst WENN es das ist, könnten wir auch viel mehr Sachen einpacken. Denn im Moment muss ein großer Rucksack reichen.
  • Alles in Allem wären wir einfach unabhängiger und freier in unseren Planungen.

Aus diesen ganzen Gründen glaube ich, dass ich meiner Kleinen mit einem Führerschein langfristig die größte Freude machen könnte.
Ja, es fällt mir tierisch schwer, das nochmal anzugehen. Aber ich bin sicher, ich schaff das!

Da ich das Geld, was wir haben, für den Monat benötige und außerdem für meine Prinzessin spare, habe ich einfach keine Kohle, um das anzugehen! Ein wenig konnte ich trotzdem schon zur Seite legen, ich denke ich bräuchte 1000-1500€, um ernsthaft diesen Plan in die Tat umsetzen zu können.

Da kam mir dieses Gewinnspiel gerade recht :-)

Bitte votet HIER für die Unabhängigkeit meiner kleinen Prinzessin von den öffentlichen Verkehrsmitteln!



Dienstag, 8. September 2015

Ein typischer Montag als Solomama

6:00 Uhr: Der Wecker klingelt.
Dabei habe ich noch keine brauchbare Möglichkeit gefunden wie ich es schaffen kann, dass meine Kleine dabei nicht wach wird (Familienbett...). Ich denke jetzt als letzte mir bekannte Möglichkeit über ein Weckerarmband mit Vibrationsalarm nach. Denn es wäre super, ja nicht nur super sondern wirklich ein großer Traum, alleine einen Kaffee zu trinken und mich fertig zu machen, bevor die Räuberprinzessin mir dann permanent an den Beinen hängt. Wenn jemand also alternative Tipps hat, bitte her damit! 

6:15 Uhr: ich bin komplett fertig.
Mit Zähneputzen, anziehen, Haare machen und allem was dazugehört. Oftmals auch mit den
Nerven ;-)
Denn das ist meistens der Zeitpunkt, den ich unter der Woche am wenigsten mag!!
Früher war ich ein absoluter Morgenduscher, das kann ich mittlerweile natürlich total vergessen. (Es sei denn natürlich ich möchte gerne ein schreiendes Kind vor der Dusche stehen haben, welches mit den Händen meine voll verglasten Duschwände abpatscht. Mitduschen ist für sie momentan noch keine Option...)

Während ich mich also ohne die oft heiß ersehnte Dusche fertig gemacht habe, habe ich natürlich mein quengeliges Kind, dem es gar nicht passt, dass ich gerade etwas ohne sie machen muss, am Rockzipfel hängen, also lenke ich sie währenddessen geschickt ab, indem ich ihr x Mal die ganzen Gegenstände, die sie in der Zeit in die Badewanne geschmissen hat, (der Toilettendeckel hat mittlerweile einen Verschluss...) wieder auf den Rand zum erneuten Versenken stelle. Gerade morgens kann sie es gar nicht ab, wenn Mama etwas anderes macht, als sich auf sie zu konzentrieren. Ich tröste mich aber damit, dass das ja eigentlich mit zunehmendem Alter und Verständnis nur besser werden kann.


6:15 Uhr bis 6:30 Uhr: ich trinke schnell einen Kaffee und richte das Frühstück für meine Kleine. 
In der Zeit trinkt sie eine Milch. Hunger hat sie so früh noch nicht. Das finde ich eigentlich schade, denn ich würde gerne mit ihr frühstücken und hätte dann auch mehr Zeit für meinen unverzichtbaren Kaffee.

6:30 Uhr bis 6:50 Uhr: ich mache das mittlerweile äußerst gut gelaunte und gesprächige Kleinkind fertig. 
Sie ist so gut gelaunt und gesprächig, dass sie zu 1000 Scherzen aufgelegt ist, dabei aber wenig Lust auf Anziehen, Waschen  und Zähneputzen hat. Da bin ich aber äußerst entschlossen. Sie muss das schließlich lernen. Wenn ich schön dabei singe, geht's entschieden besser, habe ich Morgenmuffel allerdings nicht immer sooo die Lust zu um diese Uhrzeit :-)

6:50 Uhr: Wir machen uns auf den Weg zur Bushaltestelle.

7:10 Uhr: Ankunft bei der Tagesmutter. 
Ich liefere meinen Sonnenschein ab. Es bleiben noch 10 Minuten Zeit für einen kurzen Wortwechsel und eine ausführliche, von der Seite meine Tochter mittlerweile recht schmerzfreie Verabschiedung.

7:23 Uhr: Ich nehme meinen Bus zur Arbeit.

7:45 Uhr: 
Ich werde von der Mutter meiner Schülerin an einem Bahnhof aufgegabelt und wir fahren zur Schule. Währenddessen muss ich voll aufnahmefähig sein, da die Mutter immer sehr viele Anliegen und Wünsche an mich hat.

7:55 Uhr bis 13:55 Uhr: Unterricht. 
Auch und gerade in den Pausen der Schülerin habe ich Anwesenheitspflicht. Das heißt also keine Pause für mich. Nach der Schule werde ich von der Mutter der Schülerin wieder mit zum Bahnhof genommen. Und beantworte ihr natürlich 1000 Fragen, die sie zum Tag ihrer Tochter hat.

14:15 Uhr: Ich bin bei der Tagesmutter angekommen...
...und hole meine Kleine ab. Meistens freut sie sich sehr mich zu sehen, manchmal aber störe ich sie gerade in einem ihr wichtigen Spiel und sie ist sauer dass sie das jetzt wegen mir aufhören soll. 
Wieder bleibt Zeit für einen kurzen Austausch mit der Tagesmutter, wie der Tag meiner Prinzessin bisher so war.

14:35 Uhr: Wir kommen zu Hause an.  
Zeit für einen Kaffee für mich und einen Teller Obst oder sonstwas leckeres für meinen kleinen Wildfang.

15:00 Uhr bis 18:00 Uhr: Spielzeit oder Zeit für Einkäufe und das was eben zu erledigen ist. Manches im Haushalt macht sie mittlerweile total gerne mit, das versuche ich dann manchmal in diese Zeit zu legen. Meistens komme ich aber natürlich zu nichts. Ist auch egal, denn ich will diese Zeit mit meiner Tochter verbringen. Es ist eine meiner beiden Lieblingszeiten des Tages.

18:00 Uhr: Abendessen. 
Danach eventuell noch baden. Mir ist es sehr wichtig, dass wir diese einzige uns unter der Woche verbleibende richtige Mahlzeit gemeinsam am Tisch einnehmen.

18:30 Uhr: Zeit fürs Gute Nacht Ritual. 
Wir lesen eine Geschichte, ich singe ein paar Lieder und erzähle meiner Kleinen, was heute war und was morgen sein wird. Wir haben ja ein Familienbett, aber nach dem gute Nacht sagen gehe ich raus und sie schläft alleine ein.

19:00 Uhr: in der Regel schläft meine Süße. 
Glücklicherweise in der Regel meistens auch durch. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Ich beobachte jetzt seit Monaten schon, dass sie immer ein paar Nächte vor Vollmond nicht durch schläft und dann stundenlang wach ist. Kann natürlich auch Zufall sein. Kennt einer von euch so etwas auch? Die Tagesmutter sagt, das war bei ihr bei allen vier Kindern so...

19:00 Uhr bis 20:00 Uhr: Haushalt, das seit morgens ersehnte Duschen und was eben so anfällt. Oftmals habe ich auch noch Schriftkram wegen meiner Schülerin zu erledigen, dann kann es auch locker 21 Uhr werden.

20:00 Uhr mein persönliches Tageshighlight beginnt, der Feierabend kommt...

Ähnelt das euren Montagen? Oder geht es bei euch völlig anders zu? 

Donnerstag, 3. September 2015

Warum der Job eines Inklusionshelfers nicht immer einfach ist

Als Integrationshelfer hat man einige Hürden zu nehmen. Zum Beispiel, dass sich immer alle über die Inklusion  (für alle, die sich jetzt fragen, was das bedeutet: hier eine gute Definition des Wortes von "Aktion Mensch") aufregen oder zumindest meinen, sich ein Urteil darüber erlauben zu können. Oder die Lehrer und Eltern bemitleiden. Kaum jemand allerdings interessiert sich aber für die eigentlich mit am meisten Betroffenen dabei, nämlich die Inklusionshelfer.

Im Prinizip bedeutet das, ein in irgendeiner Form gehandicaptes Kind (aber auch Erwachsene...)zu begleiten, meistens in der Schule oder im Kindergarten, manchmal auch noch in der Freizeit, und ihm dort die individuell benötigte Hilfestellung zu geben.
Das kann Motivation sein, körperliche Pflegetätigkeiten, Hilfe beim Lernen, bei Konzentrationsstörungen eingreifen, Kontakte herstellen, es ist wirklich von Kind zu Kind verschieden.

Es handelt sich hier wirklich um eine Herzensangelegenheit von mir. Meine Schülerin ist sieben Jahre alt und wiederholt gerade die erste Klasse. Sie wurde bei aufwändigen Testungen als geistig behindert eingestuft, da ihr IQ unter 60 liegt. Dafür hat sie wirklich viele tolle Eigenschaften: sie ist sehr sozial, interessiert an anderen Menschen und äußerst feinfühlig ihrer Umwelt gegenüber. Die Mutter wollte sie unbedingt auf einer Regelschule einschulen, für sie kam eine Förderschule nicht infrage.
Gerade in Mathe und Deutsch hat meine Schülerin gravierende Probleme, in dem Tempo der anderen Schüler mitzukommen.

Was genau ist daran jetzt problematisch?


Ich habe einen erlernten Beruf, nämlich Heilerziehungspflegerin mit dreijähriger Ausbildung, den ich sehr gerne ausübe und der ja perfekt zu diesem Job passt. Dennoch werde ich nicht als Fachkraft anerkannt. Obwohl ich mich um eine anerkannt behinderte Schülerin kümmere, interessiert es nicht, dass ich auch wirklich eine Fachkraft BIN. Es wird auf jedem möglichen Weg versucht, Kosten zu sparen und billige Arbeitskräfte für diesen Job zu gewinnen. Genauso ergeht es fast jedem, der in diesem Beruf arbeitet. Kaum einer wird als Fachkraft anerkannt, obwohl viele mir bekannte Inklusionshelfer eine passende Ausbildung haben. 

Dementsprechend fällt dann natürlich auch die Bezahlung aus. Der durchschnittliche Bruttolohn eines Inklusionshelfers in NRW beträgt 9,50 € die Stunde.

Soziale Berufe werden ganz schön unsozial bezahlt!
Es ist ähnlich wie im gesamten übrigen sozialen Bereich: es wird versucht an Fachkräften zu sparen und ungelernte Kräfte (oft Zeitarbeiter) statt derer einzusetzen. Das läuft ja in Seniorenheimen, Behindertenwohnheimen und Werkstätten und vermehrt auch in Krankenhäusern und Kindergärten genauso ab. Ebenso in völlig anderen Tätigkeitsfeldern.


Anscheinend denken die Menschen, dass man keine besonderen Kenntnisse braucht, wenn man sich zum Beispiel um behinderte Menschen kümmert. Das stimmt aber nicht. Auch diese Menschen benötigen Medikamente, mit denen man sich auskennen muss, Ablaufsplanungen, mit denen man je nach Behinderungsbild vertraut sein sollte und zudem muss man natürlich wissen, wie man mit dem bestimmten Behinderungsformen umgehen kann. Es ist nicht unbedingt einfach, einem autistischen Menschen bei einem Ausraster zu besänftigen oder einem Spastiker während seines Anfalls beizustehen. Ebenso ist es mit der ganzen Pflege: man muss wissen wie man einen bettlägerigen Menschen die richtige Pflege zukommen lässt, wie man jemandem das Essen menschenwürdig anreicht, wie man die Menschen lagert...wie man einen ständig zitternden  Spastiker rasiert oder ihm die Nägel schneidet...

Wir haben alle schließlich nicht umsonst eine dreijährige Berufsausbildung hinter uns.

Was ich darüber denke...


Ein geistig behindertes Mädchen in der Regelschule zu fördern, zu motivieren, zu integrieren und sie ganz allgemein durch die Grundschulzeit zu bringen, erfordert einiges an Fachwissen, Einfühlungsvermögen und Professionalität. Es ist sehr traurig dass dies nicht annährend honoriert wird.

Ich stehe zudem permanent unter dem Spagat zwischen Lehrern und Eltern des Kindes. Den Lehrern will man natürlich möglichst nicht dazwischen grätschen. Für die ist es auch nicht besonders einfach mit uns Inklusionshelfern. Ich weiß nicht wie ich das fände wenn ich Lehrer wäre und es gewöhnt wäre, mit den Kindern alleine in der Klasse zu sein und auf einmal sitzt dort ein anderer Erwachsener mit in meinem Unterricht. Es ist gesetzlich auch überhaupt nicht festgelegt wo die Aufgaben des Inklusionshelfers anfangen und die des Lehrers aufhören. 

Dies ist ein Artikel darüber aus Lehrersicht, gelesen auf halbtagsblog.de

Meine Schülerin hat die Schule gewechselt und in der alten Schule habe ich sämtliche Tätigkeiten, die eigentlich dem Lehrer inne wären ausgeübt. Ich habe ihr Mathe erklärt, bin mit ihr in den Fächern, in denen sie gestört hat, rausgegangen, habe im Unterricht hauptsächlich mit ihr hinten gesessen und ihr dort die Sachen erklärt, weil sie sich auf ihrem Platz nicht konzentrieren konnte und so weiter und so fort. Ist das gelungene Inklusion? Das eine Schülerin entweder aus der Klasse hinaus muss oder abgegrenzt von der Klasse hinten sitzt?
Bildergebnis für inklusion behinderung
Bild von de.fotalia.com
Das wären ja auch eigentlich gar nicht meine Aufgabe gewesen, sondern die einer Lehrkraft, beziehungsweise der drei Tage in der Woche anwesenden Sonderpädagogin. 
Ich hatte dadurch eine ziemliche Verantwortung. Zudem kommt noch dazu, dass es der ehemaligen Klassenlehrerin ganz gut gefiel, wenn man auch den anderen Schülern zwischendurch etwas erklärt oder beim Austeilen der Lernmaterialien hilft oder in den Pausen Streitschlichter spielt und so weiter. 

All das sind Sachen wofür wir gut genug sind. Geht es dann aber darum, bei reflektierenden Gesprächen über das Kind mit Ämtern, Eltern oder zuständigen Rententräger ein Feedback zu geben, werden wir Integrationshelfer selten oder überhaupt nicht genannt. Obwohl wir einen ganz und gar nicht unerheblichen Anteil an der schulischen Entwicklung des Kindes beitragen.

Das Ganze mal beleuchtet mit den Augen einer Mutter:


Die Eltern wiederum hätten natürlich am liebsten, dass ihr Kind völlig aufblüht und ganz normal an der Schule teil haben kann. Natürlich haben sie auch Wünsche, wie ihr Kind in der Schule behandelt werden soll und wie der Integrationshelfer mit den Lehrern dementsprechend umgehen soll. Sie fragen dann, ob man nicht dieses mit dem Lehrer besprechen kann oder jenes umsetzen kann. Das ist ja auch völlig verständlich, ich als Mutter würde genau das Gleiche für mein Kind wollen. Viele Lehrer finden es nur leider nicht so toll, wenn der Integrationshelfer mit Forderungen und Wünschen ankommt. Nicht alle, aber einige sind mit der Integration völlig überfordert und ihnen ist einfach nur wichtig, dass der Unterricht wie gewohnt in seinen Bahnen läuft.

Bitte versteht mich jetzt nicht falsch, ich habe sowohl für Lehrer als auch für Eltern natürlich großes Verständnis. Die Lehrer haben auch ihren Beruf ausgesucht, weil sie Lehrer sein wollten und keine Sonderpädagogen. Ebenso habe ich mir mein Beruf ausgesucht, weil ich fördern und helfen wollte. Ein Lehrer wollte ich ganz sicher nie werden.

Die Lehrer möchten deswegen natürlich, dass das Kind unproblematisch in der Schule mitkommt, die Eltern möchten, dass das Kind mit allen gut klar kommt und möglichst schnell Besserungen zeigt. Zudem ist man für beide jederzeit der Puffer, wenn etwas nicht gut läuft. Mein Kind zum Beispiel hat einen IQ von unter 60 und von mir wird erwartet dass sie normal in der Schule mitkommt. Wie soll das gehen? Vor allem, wenn ich mich dafür einsetze, dass sie wirklich integriert wird und auf ihrem Platz sitzen bleiben darf, wie soll ich ihr dann während dem Unterricht etwas erklären, ohne die anderen zu stören?

Dazu kommen organisatorische Schwierigkeiten...


Natürlich ist es auch immer ein Problem mit den Urlauben, die man ja gezwungenermaßen hat wegen den Schulferien. Ich bin also gezwungen, in den Ferien frei zu machen. Bei den meisten Arbeitgebern, die Integrationshelfer einstellen, wird dann folgendermaßen vorgegangen: die Integrationshelfer sollen  sich während den Sommerferien arbeitssuchend melden. Natürlich ist das keine super Lösung wenn man jedes Jahr sechs Wochen zum Arbeitsamt rennen muss. Mein Arbeitgeber, nach dem ich aber auch lange suchen musste, hat es so geregelt dass ich ein Arbeitszeitkonto habe, wo diese Zeiten dann verrechnet werden. Dadurch habe ich natürlich dann allgemein weniger raus.

Es ist für alle Beteiligten keine einfache Sache mit der Inklusion. Das haben sie sich wieder ganz toll ausgedacht. Hauptsache wir schließen ein paar Förderschulen und schreiben uns fett Inklusionsland auf die Stirn. Über die Umsetzung hat sich aber anscheinend niemand wirklich Gedanken gemacht. Es ist ja auch ein toller Gedanke alle Kinder gemeinsam zu beschulen, aber ich weiß wirklich nicht, ob es für jedes Kind die beste Lösung ist. Die Kinder merken doch oft, dass sie in der Schule nicht mit den anderen mithalten können und igeln sich nach dieser Erfahrung ein. Ob da nicht in manchen Fällen eine Förderschule, wo speziell auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird, ihr Tempo berücksichtigt wird und sie unter anderen Kindern mit ähnlichem Förderbedarf sind, besser für sie wäre?

Dazu fand ich einen Artikel aus dem "Tagblatt" sehr gut, zu lesen hier!

Gute Ansätze wären eventuell, in jeder Klasse mit Kindern, die speziellen Förderbedarf haben, feste Inklusionshelfer, natürlich mit qualifizierter Ausbildung, einzustellen, die sich dann um mehrere Kinder kümmern könnten. Das wäre auch mein persönlicher Hoffnungsschimmer.

Auch müssten die jeweiligen Aufgaben klarer abgeteilt werden. So oder so gibt es noch eine Menge Gesprächsbedarf von allen Seiten. Für die anderen Regelschulkinder ist es ja auch wichtig, dass die Qualität ihres Unterrichtes nicht leidet, das muss man ja auch berücksichtigen!

Hier noch ein Artikel aus der WAZ darüber, was die Probleme sind, wie schlecht das alles bedacht wurde, wie viel es zudem den Staat auch kostet und wie eine Lösung in Zukunft aussehen könnte.

Wie geht es denn meiner Schülerin?


Auf der neuen Schule läuft es für meine Schülerin bedeutend besser: die Klassenlehrerin ist toll, bisher mussten wir noch kein einziges Mal den Unterricht verlassen und hinten sitzen muss sie auch nicht. Auch wenn sie eine falsche Antwort gibt, geht die Klassenlehrerin flexibel darauf ein und gibt ihr nicht wie die alte das Gefühl, nichts zu können. Im Gegensatz zu der alten Klassenlehrerin erstickt sie auch Gelächter über meine Schülerin und Spott der anderen Schüler im Keim. Ich bin guter Hoffnung, dass wir an dieser Schule ein gesundes Mittelmaß und einen vernünftigen Umgang miteinander finden.